Gänse

von unserem Garten-Korrespondeten

In Mitteleuropa ist vor allem die Graugans (Anser anser) heimisch, aus der sich durch Domestizierung die Hausgänse entwickelt haben. Die ursprünglich nicht einheimische Kanadagans (Branta canadensis) hat sich als Neozoon eingebürgert und brütet mittlerweile auch regelmäßig hier. Der Höckerschwan (Cygnus olor) war ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch und wurde erst im 16. Jahrhundert als Parkvogel eingebürgert.

In Ostasien wurde die Schwanengans (Anser cygnoides) domestiziert, die aus ihr hervorgegangene Zuchtform heißt Höckergans. Mittlerweile wurde sie mit europäischen Hausgansrassen gekreuzt.

Der Verbreitungsschwerpunkt der Gänse liegt in der Arktis, wo die meisten Arten brüten. In der Biozönose der Arktis und Subarktis spielen Gänse als Hauptverbraucher pflanzlicher Nahrung eine wichtige Rolle. Sie bewirken sogar eine Veränderung der Pflanzengesellschaft und der Oberflächenstruktur. Ihre Winterquartiere liegen in der gemäßigten Zone, so dass sie auf dem Zug große Entfernungen überbrücken. Das regionale Zug- und Rastgeschehen variiert in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf im Winterhalbjahr. Auch die Verfügbarkeit geeigneter und störungsarmer Schlafplätze sowie das Nahrungsangebot im Umfeld der Schlafplätze hat Einfluss darauf, ob und in wie großer Zahl sich Gänse in einem Gebiet aufhalten. Zu den auffälligen Verhaltensweisen an den Rast- und Überwinterungsplätzen gehört eine ausgeprägte Tagesrhythmik. Die rastenden und überwinternden Gänse übernachten gemeinschaftlich auf einem bestimmten Gewässer und suchen ihre Nahrung in unterschiedlich großen Trupps auf Flächen in der Umgebung des Schlafgewässers. Gänse nutzen dabei Nahrungsflächen, die zwischen fünf und 10 Kilometer vom Schlafgewässer entfernt sind. Während des Herbstzuges suchen Gänse jedoch auch deutlich weiter entfernte Nahrungsflächen auf und finden sich zum Beispiel auf abgeernteten Mais- und Zuckerrübenäckern, die bis zu 30 Kilometer vom Schlafplatz entfernt liegen. Den Schlafplatz verlassen die Gänse, sobald eine bestimmte Helligkeit erreicht ist. Bei Nebel und Regen kann sich daher der morgendliche Abflug verzögern.

Neben diesen hochnordischen Arten gibt es allerdings auch tropische und auf der Südhalbkugel lebende Arten, zum Beispiel die Hawaii-Gans und den Trauerschwan.

Lebensweise

Verglichen mit vielen Enten haben Gänse einen geringen bis überhaupt keinen Geschlechtsdimorphismus. Sie sind meistens größer und langhalsiger als Enten. Die Nahrung der Gänse ist meistens pflanzlich. Schwäne ernähren sich für gewöhnlich, indem sie den Gewässergrund nach Wasserpflanzen absuchen, während echte Gänse Gräser und Samen auf dem Land fressen. Die Jungen der echten Gänse sind hingegen Insektenfresser.

Gans mit intelligentem Gesichtsausdruck

Gänse sind lebenslang monogam. Bei Schwänen und der Hühnergans ist auch das Männchen für den Nestbau zuständig, bei den echten Gänsen übernimmt diese Aufgabe ebenso wie das Brüten allein das Weibchen. Der Trauerschwan ist die einzige Gans, bei der sich das Männchen auch am Brutgeschäft beteiligt und sogar einen Brutfleck hat.

Systematik

Während allgemeinsprachlich oft jeder langhalsige Entenvogel als Gans bezeichnet wird, zählen biologisch die urtümliche Merkmale aufweisenden Pfeifgänse und die Spaltfußgans sowie die zwischen Gänsen und Enten stehenden Halbgänse nicht in diese Gruppe. Hingegen sind die Schwäne eindeutig Vertreter der Gänse.

Zur Unterfamilie Gänse (Anserinae) der Entenvögel (Anatidae) kann neben den echten Gänsen und den Schwänen noch die abweichende Hühnergans als dritte rezente, monotypische Tribus gestellt werden. Die echten Gänse lassen sich noch einmal in Feldgänse und Meergänse unterteilen. Erstere haben eine graubraune Grundfarbe, letztere sind meistens schwarz und weiß gemustert. Außerdem sind vielleicht die ausgestorbenen Moa-Nalos der Hawaii-Inseln Vertreter der Gänse.

Gänse-Freilandhaltung beim Kirbachhof