Grundlagen/Wem gehört das Internet?

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Die Frage, wem das Internet gehört, mag auf den ersten Blick bizarr wirken. Da das Internet heute aber immer mehr Aspekte unseres Lebens betrifft, ist wichtig, wer das Internet kontrollieren und die Regeln für den Datenverkehr aufstellen darf.

Dezentrale Datenübertragung

Die dezentrale Datenübertragung funktioniert durch das stille Abkommen, dass jedes am Internet beteiligte Netzwerk (Autonomes System) Datenpakete ungeachtet ihrer Inhalte gleich behandelt und weiterleitet, auch wenn weder Sender noch Empfänger dem eigenen Subnetz angehören. In der Anfangszeit des Internets konnten nämlich noch nicht alle angeschlossenen Server jederzeit jeden anderen Server direkt erreichen, diese Weiterleitung galt als eine Art freundlicher Nachbarschaftshilfe. Diese Übertragung von Daten im Internet unabhängig von ihrem Inhalt, dem Absender und dem Empfänger wird als Netzneutralität bezeichnet.
Das Internet ist ein Verbund mehrere Netzwerke und hat dadurch auch seinen Namen erhalten: internetwork, zusammengesetzt aus inter (lat. für „zwischen“) und network „Netz“ oder kurz net. Das Internet bezeichnet also ein Netzwerk aus Netzwerken.

So kann es auch heute noch sein, dass Seitenaufrufe deutscher Webseiten über in anderen Ländern stehenden Name-Server und Router geleitet werden. Daher und weil Verkehr so leicht umgeleitet[1][2] und abgehört werden kann, sind Techniken wie Transportverschlüsselung oder sogar Ende-zu-Ende-Verschlüsselung z. B. mit PGP entstanden.

Auch gibt es große Provider, die sich dem sogenannten kostenfreien Peering verweigern, weil sie es sich aufgrund ihrer Größe erlauben können, und sich stattdessen Anbindungen an andere Netze von deren Betreibern bezahlen lassen[3]. Andernfalls muss der Verkehr indirekt über andere Netze abgewickelt werden und wird dadurch ausgebremst.

Registrierung von Adressen und Namen

Bis 1996 kümmerte sich ein einzelner Mann um die Registrierung von neuen Domains. Jon Postel von der University of Southern California, später Direktor der IANA, verwaltete Anträge auf neue Domains. Nachdem diese Verantwortung der nationalen Telekommunikationsbehörde der Vereinigten Staaten, der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) übertragen wurde, wurde 1998 die ICANN gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Organisation, deren Vorstände aus allen Ländern und von beteiligten Organisationen kommen, vor allem aber staatlich unabhängig sein sollen.

Die ICANN kümmert sich um die Vergabe von IP-Adressblöcken an die fünf Regional Internet Registries, damit diese kleinere Adressbereiche an die Local Internet Registries zuteilen können und um die Zuteilung von Top Level Domains an Domain Name Registries, damit diese Domain-Registrierungen von Domain-Name-Registraren verwalten. Für die Vergabe von IP-Adressen innerhalb eines Netzwerks ist der jeweilige Netzbetreiber (Provider) verantwortlich.

Provider können .de-Domains bei der genossenschaftlich organisierten Denic registrieren.

Die Kosten für die Datenübertragungen im Internet tragen im Allgemeinen die Betreiber der jeweiligen Netzwerke. Diese Kosten pflanzen sich nach unten fort zu Providern innerhalb der Subnetze bis hin zu Endanwendern, die über Provider Zugang zum Internet haben oder Internet-Services wie eigene Webseiten nutzen.


Selbstorganisation im Internet

Proprietäre Techniken wie Flash und Silverlight oder nicht vollständig standard-konforme Browser wie der Internet-Explorer waren lange Zeit ein Problem im Web.
Mittlerweile haben die meisten Technologiekonzerne begriffen, dass offene und firmenunabhängige Standards ihnen selber letztlich auch mehr bringen und es sinnvoller ist, sie in den betreffenden Standardisierungsgremien wie W3C, ECMA oder IETF mitzugestalten und Konkurrenten nicht durch proprietäre Technik, sondern durch mehr Funktionen oder Qualität zu übertrumpfen. Dazu beigetragen hat letztlich auch der Druck aufgeklärter Anwender, die keine Lust mehr haben, von der Technologie oder Software eines Anbieters abhängig zu sein, die nach ein paar Jahren wieder „out“ ist und vom Markt verschwindet.

Dennoch gibt es Trends, die genau beobachtet werden müssen – Beispielsweise dass es nur immer weniger unabhängige Browser-Engines gibt, seit Microsoft seinen Browser Edge wie andere Browser auch auf Chromium-Basis aufbaut und die Weiterentwicklung der eigenen Render-Engine EdgeHTML eingestellt wurde[4]. Zuvor gab bereits Opera die eigene Engine Presto auf und baute Opera auf Chromium auf. Seitdem gibt es als große unabhängige Engines nur noch das von Apple entwickelte WebKit, Googles WebKit-Fork Blink, der die Grundlage für Chromium darstellt, das wiederum seinerseits die Grundlage von Google Chrome darstellt und Mozillas Browser Firefox, der auf der eigenen Engine Gecko basiert.
Für die Weiterentwicklung von Hersteller-unabhängigen Standards ist es jedoch wichtig, dass es mehrere Implementierungen gibt.

Quellen

  1. golem.de: BGP-Hijacking: Traffic von Google, Facebook & Co. über Russland umgeleitet
  2. golem.de: Border-Gateway-Protokoll: Angriff auf AWS-Server führt zu Ether-Diebstahl
  3. Netzpolitik.org: Telekom am Internetknoten DE-CIX: „Es gibt keine Änderung der Peering-Policy, man führt die Netzgemeinde vor!“
  4. heise.de: Offiziell: Microsoft Edge nutzt künftig Chromium

Weblinks

Blog-Artikel

Wichtige Organisationen

Die folgende Liste enthält einige Verweise zu den wichtigsten internationalen und nationalen Organisationen im Internet: