Webserver/htaccess/alternative Inhalte
Jedes Mal, wenn Sie irgendeine URL anfordern, findet, von Ihnen unbemerkt, zunächst ein Dialog zwischen Ihrem Browser (dem Client) und dem Webserver statt. Bereits mit Ihrer Anforderung übermitteln Sie einige Daten. Dazu gehören Informationen darüber, was Ihr Client bevorzugt, also beispielsweise, welche Sprache und welchen Zeichensatz er am besten versteht und einiges andere mehr. Server und Client führen gewissermaßen erst einmal ein Gespräch darüber, was denn der Server tatsächlich schicken soll. Diese Verhandlung wird in der Regel vom Server geführt. Bedingungen, wie das geschehen kann, sind in der Spezifikation des zugrundeliegenden Protokolls HTTP (rfc2616) festgelegt. Beispielsweise kann der Server eine deutschsprachige oder eine englischsprachige Index-Seite senden, je nachdem, ob der Anwender einen Browser mit deutschsprachiger oder englischsprachiger Bedienoberfläche benutzt.
Sprachauswahl mit Options Multiviews
Sie haben nun die Möglichkeit, in einer .htaccess-Datei die Bedingungen festzulegen, auf welche Art der Server die Verhandlung führen soll. Dafür gibt es mehrere Konzepte. Der etwas einfachere und weniger komplexe Weg besteht lediglich aus zwei Schritten. Als Beispiel soll der Server entscheiden, ob er eine englischsprachige oder eine deutschsprachige Index-Seite liefert:
- Sie erstellen in Ihrem Verzeichnis die beiden als Alternativen gedachten Seiten
-
index.htm.de
-
index.htm.en
-
- Sie fügen in Ihrer .htaccess-Datei eine Zeile
Options MultiViews
ein
Das ist bereits alles. An einen Client mit deutschsprachiger Benutzerführung wird der Server nun die Seite index.htm.de
ausliefern, an einen Client mit englischsprachiger Benutzerführung die Seite index.htm.en
, sobald überhaupt eine index.htm
angefordert wird.
# Einstellungen für alternative Inhalte
Options MultiViews FollowSymLinks IncludesNoExec
AddOutputFilter INCLUDES .shtml .shtm
Order allow,deny
Allow from all
<!DOCTYPE html>
<html lang="de">
<head>
<meta charset="utf-8">
<meta name="viewport" content="width=device-width, initial-scale=1.0">
<title>Franz Mustermanns Homepage</title>
</head>
<body>
<h1>Willkommen bei Franz Mustermann</h1>
<h3>Freuen Sie sich auf folgendes:</h3>
<!-- weitere Inhalte -->
</body>
</html>
<!DOCTYPE html>
<html lang="en">
<head>
<meta charset="utf-8">
<meta name="viewport" content="width=device-width, initial-scale=1.0">
<title>Homepage of Franz Mustermann</title>
</head>
<body>
<h1>Welcome to Franz Mustermann</h1>
<h3>Enjoy the following:</h3>
<!-- weitere Inhalte -->
</body>
</html>
Mit Options MultiViews wird der Server angewiesen, unter alternativen Inhalten denjenigen auszuwählen, der am besten den Bedingungen des anfragenden Clients entspricht. Zugleich wird hier im Beispiel dafür gesorgt, dass eventuellen symbolischen Links im Verzeichnis gefolgt werden darf und dass SSI zulässig sind, sofern sie keine Scripts aufrufen.
AddOutputFilter legt fest, dass nur Dateien mit den Endungen .shtml
und .shtm
SSI-Anweisungen enthalten dürfen und schließlich wird noch bestimmt, dass das Verzeichnis von allen Benutzern oder Besuchern eingesehen werden darf.
index.htm
anfordert (und der Benutzer also keine Sprachkennung selbst angeben muss), der Server aber die Datei auswählt, die zusätzlich die sprachspezifische Kennung im Namen trägt. Sie als Benutzer bemerken gar nichts davon, dass eine Auswahl getroffen wurde, und Sie bemerken auch nichts davon, dass die angeforderte URL zu einer Datei passt, die auf dem Server einen um ein Teilstück erweiterten Namen trägt.Options MultiViews bewirkt, dass sich der Server selbst aus einigen Angaben der zentralen Konfiguration eine Art Verteilerliste erstellt, in der alle zulässigen Alternativen aufgeführt sind. Anhand der vom Client mitgelieferten Daten (Referer, User-Agent-Header usw.) wird dann verglichen, welche darin enthaltene Anweisung am besten der Anforderung des Clients entspricht. Die Voraussetzung für die im Beispiel verwendeten Kennungen "en" und "de" ist allerdings, dass der Server selbst solche Länderkennungen unterscheiden kann. Sollte es bei Ihnen nicht gleich funktionieren, dass tatsächlich unterschiedliche Inhalte ausgeliefert werden, so versuchen Sie bitte, Ihre .htaccess-Datei um folgende Zeilen zu erweitern:
AddLanguage de .de
AddLanguage en .en
Sie können auch einen etwas komplexeren Ansatz verfolgen, indem Sie die Zusammenstellung der Verteilerliste selbst übernehmen, das also nicht dem Server überlassen. Dafür gibt es wiederum mehrere unterschiedliche Möglichkeiten, wobei leicht zu verstehen sein wird, dass Sie dann die Option MultiViews nicht einsetzen dürfen.
# Einstellungen für alternative Inhalte mit Apache 2.x
AddHandler type-map .var
# Ältere Apache-Versionen verstehen "AddHandler" nicht und
# benötigen eine andere Angabe:
# AddType application/x-type-map var
DirectoryIndex index
# besser: DirectoryIndex index.var
In der .htaccess stehen folgende Einträge:
-
AddHandler type-map .var
(bzw. in älteren Apache-VersionenAddType application/x-type-map var
) fügt einen MIME-Type hinzu, den der Webserver (zumindest Apache) kennt. Es ist der MIME-Typ für Dateien mit Angaben zu alternativen Inhalten. Als Dateiendung für solche Dateien wird im Beispielvar
definiert. Dateien*.var
werden dann als Anweisungsdateien für alternative Inhalte angesehen. -
DirectoryIndex index
bestimmt Dateien, in deren Namen index vorkommt, als Dateien für die Index-Funktion. Gehen Sie damit aber vorsichtig um: wenn es in Ihrem Verzeichnis mehrere Dateien mit diesem Namen gibt (beispielsweise index.htm und index.php sowie so eine index.var), kann sich der Server möglicherweise nicht entscheiden, welche er ausliefern bzw. nutzen soll und bietet Ihnen als Ausweichlösung ein Listing an. Gerade das wollen Sie aber meist vermeiden. Es ist daher günstiger, einen vollständigen Dateinamen anzugeben, beispielsweise index.var.
Sie benötigen nun noch eine Datei mit diesem Namen im gleichen Verzeichnis wie Ihre .htaccess-Datei:
Mit URI: index; vary="type,language"
drücken Sie aus, dass die folgenden Definitionen für alternativen Inhalt dann berücksichtigt werden sollen, wenn Anfragen kommen, die auf den festgelegten DirectoryIndex (im Beispiel zuvor als index definiert) zutreffen. Die Alternativen können Angaben zum Dateityp (type) und zur Sprache (language) betreffen.
Diese erste Anweisung und die möglichen Alternativen müssen jeweils durch eine Leerzeile getrennt werden. Jede Alternative beginnt mit URI:. Dahinter folgt der gewünschte URI, der bei der jeweiligen Alternative aufgerufen werden soll. Im obigen Beispiel handelt es sich jeweils um Dateien im gleichen Verzeichnis, nämlich einmal english.htm und einmal deutsch.htm.
Mit Content-type: bestimmen Sie den MIME-Typ des bei URI: angegebenen URIs, im obigen Beispiel text/html. Falls Sie z. B. alternative Inhalte für Web-Browser und WAP-Handys senden wollen, können Sie bei dieser Angabe in der einen Alternative beispielsweise eine WML-Datei anbieten mit dem MIME-Typ text/vnd.wap.wml
, und in der anderen eine HTML-Datei mit dem üblichen MIME-Typ text/html. Die Angabe Content-type: ist in jedem Fall Pflicht, auch dann, wenn Sie dort keine unterschiedliche Angaben zu machen haben.
Bei Content-type können Sie am Ende, durch Semikolon getrennt, noch eine Angabe zu qs notieren. Hinter diesem Schlüsselwort und einem Gleichheitszeichen können Sie numerische Werte für die Alternativen vergeben. Alternativen mit höheren Werten werden in dem Fall, dass sonst nicht entscheidbar ist, welche Alternative gewählt werden soll, bevorzugt.
Mit Content-language: können Sie Sprachen unterscheiden, indem Sie ein Sprachkürzel angeben. Abhängig davon, welche Sprache der aufrufende Client benutzt oder bevorzugt, wird die entsprechende Alternative ausgewählt.
Für alternative Inhalte benötigen Sie natürlich auch alternative Dateien. In diesem Beispiel wären das die Dateien english.htm
und deutsch.htm
, die den gleichen Inhalt haben, nur in verschiedenen Sprachen – ähnlich den weiter oben vorgestellten Beispielen für eine index.htm.de und eine index.htm.en.
# Einstellungen für alternative Inhalte mit Apache 2.x
Options -MultiViews
DirectoryIndex index.html
<Files *.html>
SetHandler type-map
</Files>
In der .htaccess stehen diesmal folgende Einträge:
-
Options -MultiViews
ist eine Vorsichtsmaßnahme. Diese Eintragung bedeutet, dass MultiViews explizit ausgeschaltet wird, falls es zentral erlaubt sein sollte. Ist in der zentralen Konfiguration kein MultiViews vorgesehen, bewirkt diese Angabe gar nichts. - DirectoryIndex index.html bewirkt, dass eine Datei mit diesem Namen die Index-Funktion erhält.
Mit dem Container <Files *.html> bestimmen Sie, dass die darin enthaltene Anweisung SetHandler type-map nur für Dateien gilt, deren Name die Erweiterung html aufweist. Solche Dateien, deren MIME-Typ in diesem Fall bereits bekannt ist und also nicht gesondert festgelegt werden muss, erhalten die Funktion einer type-map zugewiesen und ihr Inhalt wird grundsätzlich so behandelt, als stelle er eine solche map dar. Das hat zur Folge, dass Ihre index.html hier nicht den sonst vorzusehenden HTML-Code enthalten darf (übrigens auch keine andere *.html-Datei), sondern denselben Inhalt aufweisen muss, den Sie auch einer im zweiten Beispiel bestimmten index.var mitgeben würden. Die Wirksamkeit solcher Festlegungen können Sie überprüfen, wenn Sie sich die Apache-Dokumentation mit unterschiedlich konfigurierten Browsern anschauen – für die Ausgabe alternativer Inhalte werden von der Apache Foundation für die online-Dokumentation genau solche Einstellungen genutzt.
Sie sehen, dass es sich um dieselben Angaben wie bei einer weiter oben dargestellten index.var handelt, und nicht um den normalen HTML-Code.
Wenn Sie eine solche .htaccess und index.var oder index.html ins Startverzeichnis einer Domain legen, z. B. ins Startverzeichnis von https://www.example.org/, dann werden Besucher, die nur die Domain aufrufen (ohne bestimmte Dateinamen) automatisch auf die softwareseitig erkennbare Landessprachenseite geleitet. Von dort aus können entsprechend unterschiedliche Verlinkungen so durch das restliche Angebot führen, dass die Landessprache die gleiche bleibt. Gehen Sie mit dieser Möglichkeit der Lenkung jedoch bedächtig um. Bedenken Sie, dass nicht jeder Besucher Ihres Web-Projekts frei in der Wahl seines Browsers ist. Ein deutschsprachiger Besucher in einem englischen Internetcafé hat auch bei besuchten spanischen Seiten eigene Vorstellungen bei der Wahl der Sprache. Sehen Sie gegebenenfalls eine clientseitige Auswahl der Sprache vor.