Grundlagen/Was ist das Internet?

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„Das Internet ist für uns alle Neuland!“
Angela Merkel, am 19.06.2013

Mancher mag drüber lachen, aber es ist trotzdem erstaunlich, wie das Internet in so kurzer Zeit das tägliche Leben durchdrungen und verändert hat.

Die erste Version der SELFHTML-Doku wollte zeigen, wie man Texte im Internet veröffentlicht. Heute beinhalten Webseiten auch multimediale Inhalte wie Bilder, Audio-Dateien und Videos.

Dabei besteht das Internet aber nicht nur aus Webseiten und E-Mails, sondern hat sich mit seinem offenen, dezentralen und robusten Standard der Datenübertragung auch in andere Bereiche ausgebreitet. Fand ursprünglich die Datenübertragung per Modem über analoge Telefonleitungen statt, werden heute die Telefongespräche mittels Voice over IP über digitale Leitungen und Router des Internets geschickt. Auch das Fernsehen wird zunehmend durch das Streaming von Videos über das Internet ersetzt.

Während vor 20 Jahren innovative Internetnutzer ihren Desktop-Computer mit der Welt verbanden, benutzen Digital Natives, die schon mit dem Internet aufgewachsen sind, parallel mehrere Computer wie Handys, Tablets oder Wearables wie SmartWatches, deren Daten per Internet synchronisiert werden. Damit diese Daten überall verfügbar sind, werden sie nicht mehr auf Festplatten oder gar Disketten, sondern in der Cloud, großen Serverfarmen, gespeichert.

Neben den Computern drängen aber auch andere Geräte ins Internet. Autos senden ihren Standort, Fehlermeldungen und vieles mehr; Rasenmäher und Heizung werden vom SmartHome gesteuert.

All diesen Vorgängen ist gemeinsam, dass bei ihnen die Protokolle und die Infrastruktur des Internets genutzt werden.

Entstehung des Internet

Diese Chronik beschreibt die Entwicklung des Internets allgemein. Unter HTML/Tutorials/Layoutkonzepte können Sie verfolgen, wie sich die Vorstellungen von Webdesign verändert haben. Die Entstehung und Entwicklung von HTML beschreibt die Veränderung der Auszeichnungssprache HTML.


Die 60er - Das ARPA-Net

Die Ursprünge des heutigen Internet reichen in die 60er Jahre zurück. Es war die Zeit des Kalten Krieges zwischen den beiden Weltmächten USA und UdSSR. Im Department of Defense, dem amerikanischen Verteidigungsministerium, wurde überlegt, wie man wichtige militärische Daten besser schützen könnte. Selbst bei einem atomaren Angriff des Gegners sollten die Daten nicht zerstört werden können. Die gleichen Daten sollten dabei auf mehreren, weit entfernten Rechnern abgelegt werden. Bei neuen oder geänderten Daten sollten sich alle angeschlossenen Rechner binnen kürzester Zeit den aktuellen Datenstand zusenden. Jeder Rechner sollte dabei über mehrere Wege mit jedem anderen Rechner kommunizieren können. So würde das Netz auch dann funktionieren, wenn ein einzelner Rechner oder eine bestimmte Leitung durch einen Angriff zerstört würde. Auch wenn dieses Projekt nie realisiert wurde, blieb die Idee eines "dezentralen Netzwerks" mit paketweiser Datenübertragung in den Köpfen hängen.

Die Defense Advanced Research Projects Agency (ARPA), eine seit 1958 bestehende wissenschaftliche Einrichtung, deren Forschungsergebnisse in militärische Zwecke einflossen, entschloss sich 1966 zur Vernetzung der ARPA-eigenen Großrechner. Dabei wurde die Idee des "dezentralen Netzwerks" wieder aufgegriffen. Ende 1969 waren die ersten vier, drei Jahre später bereits 40 Rechner an das ARPA-Net angeschlossen. Aus ihm sollte später das Internet entwachsen.

Die Geschichte des Internet beginnt also in der Zeit der ersten Mondlandung und in jener Zeit, als die Hippies das Zeitalter des Wassermanns heraufziehen sahen.

Die 70er - Wissenschaftliche Einrichtungen

Das Prinzip der vernetzten Rechner war aber nicht nur für militärische Zwecke interessant. Man erkannte schnell, dass auch der akademische Betrieb vom ARPA-Net profitieren würde. Für Wissenschaftler war allerdings weniger das Synchronisieren von gleichen Daten auf mehreren Rechnern interessant, sondern eher die Möglichkeit, Daten von einem anderen Rechner abzurufen. Wegen der offenen Architektur des ARPA-Net stand einer solchen Verwendung nichts im Wege. Wissenschaftler konnten von den frühen 70er Jahren an Forschungsergebnisse anderer Institute über das ARPA-Net abrufen oder anderen angeschlossenen Instituten eigene Daten zur Verfügung stellen.

Die angeschlossenen Rechner bestanden aus sehr unterschiedlichen Rechnertypen mit nicht kompatiblen Betriebssystemen und unterschiedlichem Netzzugang. Großrechner verschiedener Fabrikate, Unix-Rechner und später auch Personal Computer drängten ins Netz. Einige hatten eine Standleitung, also eine ständige Internet-Verbindung, andere wählten sich über Telefon und Modem ein. So musste ein Datenübertragungsprotokoll für das Netz entwickelt werden, das nicht an bestimmte Computersysteme, Übertragungswege oder Übertragungsgeschwindigkeiten gebunden war. Aus den Bemühungen um ein solches Protokoll ging 1973/1974 schließlich das TCP/IP-Protokoll hervor, das ein einheitliches und standardisiertes Schema für Datenübertragungen bot. Damit ergab sich die Chance, tausende lokaler Netze mit eigenen Standards nach und nach an ein umfassendes „Internet“ anzuschließen.

Anfangs gab es noch so viele unterschiedliche Netzwerkstandards, dass selten eine transparente Verbindung zwischen zwei Hosts aus verschiedenen lokalen Netzen ohne Probleme möglich war. Erst durch den Siegeszug der routingfähigen Protokolle der IP-Familie entstand gegen Ende des letzten Jahrtausends das Internet, so wie wir es heute kennen.

1993 - Das World Wide Web (WWW)

Tim Berners-Lee

Der gebürtige Brite Tim Berners-Lee, in den 80er und bis in die 90er Jahren Informatiker am Genfer Forschungszentrum für Teilchenphysik CERN, schrieb ein Hypertext-Programm, mit dem man Textdateien editieren konnte, die – vermutlich durch irgendwelche Steuerzeichenfolgen markiert – in "nodes" (Knoten) unterteilt waren. Ein Knoten konnte alles sein, was so an Daten anfiel – Adressen, Gesprächsnotizen, spontane Ideen, Erlebnisse, Arbeitsergebnisse. Zu jedem Knoten gab es eine zugehörige Liste mit Links zu anderen Knoten. Man konnte auf jegliche Art von Querbeziehung linken, die man kannte oder fand. Links auf Ziele innerhalb einer Datei wurden vom Enquire-Programm automatisch bidirektional dargestellt – das heißt, auch wenn der Link nur von A nach B gesetzt war, fand man bei B in der Liste den Rückverweis auf A.

Im Herbst des Jahres 1990 schrieb Berners-Lee eigenhändig die ersten Versionen der drei Säulen seines Konzepts:

  1. die Spezifikation für die Kommunikation zwischen Web-Clients und Web-Servern – das so genannte HTTP-Protokoll (HTTP = Hypertext Transfer Protocol)
  2. die Spezifikation für die Adressierung beliebiger Dateien und Datenquellen im Web und im übrigen Internet – das Schema der sogenannten URIs (URI = Universal Resource Identifier, universeller Quellenbezeichner).
  3. die Spezifikation einer Auszeichnungssprache für Web-Dokumente, der Berners-Lee den Namen HTML gab (Hypertext Markup Language, Hypertext Auszeichnungssprache).

Berners-Lee schrieb auch die erste Web-Server-Software. Der Rechner, auf dem diese Software installiert wurde, war unter dem Namen info.cern.ch erreichbar. Dort stellte Berners-Lee an Weihnachten 1990 die ersten, in HTML geschriebenen Webseiten der Welt zur Verfügung. Seine Ideen wichen dabei ursprünglich durchaus von dem ab, was schließlich aus dem Web wurde. So setzte sich Berners-Lee immer dafür ein, Web-Seiten online editierbar zu machen, sodass Web-Seiten-Besucher Texte fortschreiben konnten, sofern der Anbieter entsprechende öffentliche Schreibrechte für die Dateien vergab. Doch die Web-Browser, die sich schließlich durchsetzten, waren reine Lese-Software.

Die 90er - Die Browserkriege

Wirklich benutzbar wurde das Internet erst durch die Entwicklung von Web-Browsern, mit denen man Webseiten ohne komplizierte Befehle laden und anschauen konnte. 1994 entwickelte Marc Andreessen zuerst den Mosaic-, dann den Netscape-Browser.

Das Konzept von Netscape ging zunächst auch voll auf. Eine völlig neue Zunft entstand: die Web-Designer. Träumend saßen sie in den Jahren 1995 und 1996 vor ihren ersten Web-Seiten, die dank Netscape bunte Hintergrund- und Schriftfarben, Hintergrundtapeten, Tabellenlayouts, mehrgeteilte Bildschirmfenster (Frames) und Multimedia-Plugins enthalten konnten. Zigtausende von Privatanwendern begannen, eigene Homepages zu erstellen. (Woran im deutschsprachigen Bereich SELFHTML möglicherweise nicht ganz unschuldig ist.) Nach und nach drängten alle Firmen, Organisationen, Regierungen und Behörden mit eigenen Angeboten ins Web – weltweit. Die Wachstumsraten glichen einer Explosion.

In den Jahren 1995 und 1996 erreichte der Netscape-Browser unter den Web-Benutzern zeitweise einen Marktanteil von 90%. Microsoft, mit seinen Windows-Betriebssystemen dominierender Marktführer, hatte das Internet unterschätzt und begann erst später mit seinem Internet Explorer aufzuholen. Dabei gelang Microsoft im Frühjahr 1997 mit der 4er-Version ein ähnlicher technologischer Durchbruch wie Netscape mit den 1995 erschienenen Versionen 1.1 und 2.0 seines Browsers. Im Jahre 2000 hatte der Internet Explorer einen Marktanteil von 96%.

Logo W3C

Da sowohl Netscape als auch Microsoft einfach neue Features einführten, ohne auf andere Hersteller Rücksicht zu nehmen, mussten Webseiten mit Browserweichen für beide Systeme entwickelt werden. Seit 1995 erarbeitet das W3-Konsortium (W3C) gemeinsame Standards, die dann als Recommendation publiziert werden.

Das neue Millennium war geprägt von der Dominanz des Internet Explorers, bis dieser, wegen des erfolgsverwöhnten Entwicklungsstillstands, Anteile an neue ambitionierte Browser-Hersteller abtreten musste.

Frustriert vom langsamen Vorgehen des W3C in Bezug auf die Standardisierung und die Ausrichtung auf das XML-basierte XHTML gründeten die drei Browser-Hersteller Apple (safari), Google (Chrome) und Mozilla (Firefox) 2004 die WHATWG (Web Hypertext Application Technology Working Group), die unter dem Namen HTML 5 neue Standards entwickeln sollte.

Heute hat Microsoft mit dem Edge einen Browser, der sich vorbildlich an die Standards hält, die verlorenen Marktanteile aber nicht wiederholen kann. Die hauptsächlich in Windows-Netzwerken noch zu findenden Uralt-Versionen des Internet Explorer stehen vor dem Aussterben und müssen nicht mehr berücksichtigt werden.


Das iPhone - die mobile Revolution

Schon in den späten Neunzigern wurde mit speziellen Techniken des WAP versucht, trotz geringer Bandbreiten und kleiner Viewports das Internet auf mobilen Geräten verfügbar zu machen. Smart Phones der Marke BlackBerry nahmen eine Vorrangstellung ein, da sie anstelle eines Ziffernblocks eine alphanumerische, mit den Daumen bedienbare Tastatur in der unteren Hälfte des Geräts vorweisen konnten.

Mit der Vorstellung der ersten iPhones gelang Apple etwas völlig Neues: ein Gerät mit nur einem Knopf, dessen Bildschirm sich über die gesamte Vorderseite des Geräts erstreckte. Die Bedienung erfolgte über Berühren ('touch') und Wischen ('swipe'), sowie eine virtuelle Tastatur, die nur bei Bedarf (z.B: Focus auf Eingabefeldern) eingeblendet wurde. Man muss nur einmal einen Zweijährigen beim Versuch beobachten, durch Wischen das Programm des (herkömmlichen) Fernsehers zu wechseln, um zu erkennen, welcher Geniestreich hier realisiert wurde.

Das Alleinstellungsmerkmal wurde bald zum must-have jedes Smartphones. Durch Fähigkeiten wie eingebaute Kamera und Geolocation brach der Absatz von Digitalkameras und Navigationsgeräten, die eben noch als letzter Schrei galten, ein.

Genauso revolutionär, aber anfangs weniger auffällig, war der Anfang vom Ende des freien Internets. Zwar konnte man mit dem iPhone besser denn je im Internet surfen, Apple stellte aber im folgenden Jahr den App Store vor, in dem man Apps (engl. Applications für Programme) kostenlos herunterladen bzw. kaufen konnte. Apple (und Google mit seinem Play-Store) können so eine (Vor-) Auswahl an angebotenen Programmen und Webseiten festlegen, die mit einem Klick und ohne Suche über eine Suchmaschine (deren Ergebnisse ein weiteres Problem sind) erreicht werden können.

Big Data und die Cloud

So bequem es ist, von überall, z. B. auch während des morgendlichen Pendelns in der S-Bahn, Mails zu lesen und zu senden, bzw. evtl. sogar zu arbeiten, erfordert dies doch eine Synchronisation zwischen allen verwendeten Geräten. Web-basierte Applikationen bieten an, Texte, Fotos und Daten nicht auf den jeweiligen Geräten, sondern „im Internet“ zu speichern.

Konzerne wie Google und Amazon betreiben Serverfarmen, in denen diese Daten dann für alle Geräte, aber eben auch für die Konzerne selbst, verfügbar sind. Unangekündigte Abschaltungen nicht mehr ins Portfolio passender Plattformen, eigentlich ausgeschlossene Datenverluste und neue Gefahren wie der Dropbox-Virus, zeigen hier aber auch die Kehrseite des Aus-der-Hand-Gebens der eigenen Daten.

Weblinks

  • Web Design Museum Discover Forgotten Trends in Web Design
    viele Screenshots und Timelines von bekannten Webseiten
  • Fachhochschule Ostfriesland: Web-Museum